In Ljubljana ist die touristische Infrastruktur voll ausgebaut, in der Touristeninformation gibt es für Umme eine detaillierte Stadtkarte, und so ist der Zeltplatz in Ježice schnell gefunden. Das Restaurant am Platz ist spitze, fein gedünsteter Seebarsch, der auf der Zunge förmlich taut. Pferdefuß: Der Campingplatz liegt direkt an einer stählernen Eisenbahnbrücke über die Save. So manches Mal fährt daher ein Güterzug über die Isomatte.

 

17.07.

Sechster Day Off. Stadterkundung per Bus (moderne elektronische Tickets) und vor allem per pedes. Jugendstil, Jugosoz und Glasbeton. Firmenniederlassungen, Verwaltungen, Hiša Evropske Unije, österreichische und deutsche Discounter- wie Bäckereiketten und so manch anderes bekannte. Preise erscheinen auch bekannt, Kaffee einsfuffzich.

 

Die Innenstadt ist stark geprägt vom Wirken und Schaffen des Architekten Jože Plečnik (1872-1957), das, was Gaudi für Barcelona war, war Plečnik für Ljubljana. Er war stilistisch sehr flexibel, und so zieren ein Wasserwehr etruskische Motive, während die Nationalbibliothek ein eklektischer Monumentalbau ist. Auch für die bekannte Dreifachbrücke zeichnet er verantwortlich, die streng klassizistischen Einflüssen folgt.

Das Stadtmuseum wartet mit einer sehr modernen wie informativen, dabei nicht mit Multimedia überladenen Exposition auf. Es liegen sogar Kochrezepte aus verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte zum Mitnehmen aus. Eine temporäre Ausstellung widmet sich dem Leben des slowenischen Schriftstellers Ivan Cankar (1876-1918). Er stand der seinerzeit heftig diskutierten jugoslawischen Idee skeptisch gegenüber. Brüder im Blute und Cousins in der Sprache seien sie, sagte er, dennoch eigenständige Völker, und so sollten besser entsprechend unabhängige Länder entstehen.

 

Eine Fotogalerie präsentierte eine Auswahl von Handabzügen aus sechs Jahrzehnten aus dem Schaffen von Marc Riboud, jenes Fotografen, der die Ikone der Flowerpower-Bewegung schuf: Das Mädchen mit der Blume geht auf die Bajonette der US-Nationalgarde zu. (Abzug käuflich zu erwerben für 4900€).

 

Ljubljana. Brutal-Jugosoz von E. Ravnikar, 1974
Ljubljana. Brutal-Jugosoz von E. Ravnikar, 1974

Ansonsten kreuz und quer durch die Stadt gelaufen, die auf der Karte größer aussieht, als sie ist. Das 2006 besetzte Areal der ehemaligen Velo-Fabrik Rog betrachtet, einem Mix aus Christiania in Kopenhagen und RAW-Gelände in Berlin, allerdings grade so gut wie ausgestorben. Das Parlament von Slowenien ist ein unscheinbarer Plattenbau mit sozialistischen Reliefs am Eingang. Keine sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen, außer im Foyer, dort steht anscheinend (oder doch vielleicht nur scheinbar?) lediglich ein Metalldetektor. Brutalistische Architektur am Platz der Republik, eine Kreation des Plečnik- Schülers Edvard Ravnikar aus den 70ern. Ähnlich wie im Londoner Barbican, nur hier in einer wesentlich zahmeren Version, kann man sich dieser wuchtigen Masse an Beton kaum entziehen. Kein Vergleich zu den Ytongbuden mit den quadratischen Riesenfenstern, die ohne die geringste gestalterische Idee und nur dem Renditegedanken verpflichtet heute überall hingeklatscht werden. Abstecher auf die Burg, auf dem Rückweg in der Altstadt ein kleines privates jugoslawisches Nostalgie-Museum entdeckt, vollgestellt mit wirklich fast allem, was es an Kleinkram in der SRFJ von A wie Ansichtskarte bis Z wie Zigarettenschachtel so gab: Welcome to Yugoslavia! Warm regards back from the GDR! 

 

Preisfrage á la arte-"Karambolage": Österreich oder Slowenien? Es gibt im Bild einen Hinweis...
Preisfrage á la arte-"Karambolage": Österreich oder Slowenien? Es gibt im Bild einen Hinweis...